Riesiger Asteroid fliegt 2028 nahe vorbei
Von Kathy Sawyer, Washington Post Staff Writer
Donnerstag, 12.März 1998; Seite A2
Ein 1,6 km großer Asteroid, der zuerst im Dezember entdeckt wurde, wird nahe an der Erde innerhalb des Abstandes zum Mond in 30 Jahren vorbeifliegen, und es gibt eine kleine Chance, er könnte die Erde direkt treffen, mit potentiellen Desastereffekten, berichteten gestern Astronomen. "Die Chance einer eigentlichen Kollision ist klein, aber man kann es nicht ganz ausschließen" sagte Brian G. Marsden vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge, Massachussets.Übersetzung von NielsDie weit größere Wahrscheinlichkeit scheint zu sein, daß das Objekt am Donnerstag, dem 26. Oktober 2028 um 18.30 Uhr, harmlos in einer Distanz von ungefähr 50.000 Kilometern vom Zentrum der Erde (oder 38.000 Kilometer von ihrer Oberfläche) passieren wird, sagte er, basierend auf den neuesten Beobachtungen und Berechnungen der "Verfehlungsentfernung". Das könnte die kleinste Annäherung eines kosmischen Objektes von dieser Größe in der modernen Geschichte sein. "An diesem Abend sollte das Objekt mit dem bloßen Auge sichtbar sein." schrieb Marsden in einer Aussage, die vom Central Bureau for Astonomical Telegrams der International Astronomical Union herausgegeben wurde, welches er betreibt. "In Europa, wo es zu dieser Zeit dunkel wäre, wäre das Objekt eine prächtige Ansicht, während es sich von Nordwest nach Südost für ein paar Stunden gegen den Himmel bewegt."
Basierend auf seinem projizierten Pfad und seiner Größe, wurde das Objekt zur Liste der "potentiell gefährlichen Objekte" hinzugefügt, die beobachtet werden, ob sie der Erde in den nächsten paar Jahrhunderten gefährlich nahe kommen können. Es gibt 108 solche Objekte auf der Liste, doch Astronomen sagen, sie haben nur ein Zehntel der geschätzten Zahl von Asteroiden und Kometen größer als 1 Kilometer im Durchmesser entdeckt, deren Orbits sich mit der Erde schneiden könnten. Der neu entdeckte Eindringling, bekannt als 1997 XF11, wurde am 6.Dezember von Jim Scotti vom Spacewatch-Progremm der University of Arizona entdeckt, die ein 77 Jahre altes 120cm-Telescope am Kitt Peak benutzt.
Folgebeobachtungen von zwei japanischen Amateurastronomen während der nächsten zwei Wochen alarmierten zuerst Wissenschaftler über die ungewöhnlich kleine minimale Distanz zwischen dem Pfad von 1997 XF11 und der Erde. Peter Shelus, der ein 90cm-Telescok am McDonald Observatory in Texas benutzt, machte Beobachtungen am 3. und 4.März, die den bedrohlichen Pfad des Objektes weiter verfeinerten. Experten sagen, daß ein Impaktobjekt ungefähr eine Meile im Durchmesser gerade so an der dunklen Grenzlinie ist, in Begriffen der Größe, zwischen der Bedrohung von nur lokaler Verwüstung und dem Potential für wahrhaft globalen ökologischen Schaden, mit weit verbreiteter Störung der Zivilisation. "Das ist eine ziemliche Annäherung. Das ist recht spektakulär. Das ist ein gefährlicher Durchmesser" sagte Kevin Zahnle von NASA's Ames Research Center in Kalifornien. "Es wäre früher oder später passiert." Er bemerkte, daß der Komet, der Jupiter 1994 traf, bekannt als Shoemaker-Levy 9, ungefähr eine Meile Durchmesser hatte, bevor er sich in eine Kette von kleineren Stücken zerteilte.
Zahnle berechnete die Chance, daß dieser Asteroid mit der Erde kollidieren würde, mit 1 zu 1.000. Ein Objekt dieser Größe würde eine Energie äquivalent von 1 Million Megatonnen TNT bei einem Impakt freisetzen, sagte er. Wenn er im Ozean landet, könnte er Flutwellen erzeugen, die über das Wasser rennen würden und, während sie die Küste angreifen, sich so hoch wie 30 Meter aufbauen. Wenn er auf Land trifft, könnte er eine globale Wolke von stratosphärischem Staub erzeugen, die die Sonne auf beiden Hemisphären für Monete einnebeln würde, einen globalen Abkühlungseffekt produzierend. Lokal, fügte er hinzu, zusätzlich zur destruktiven Schockwelle, könnte die Wärmeausstrahlung Feuer in einem Gebiet von 6000 Quadratmeilen um die Impaktstelle entzünden. "Das ist beispiellos, wenn wahr" sagte Steven Pravdo vom Propulsion Laboratory in Pasadena, Kalifornien, Projektmanager und Forscher für NASA's NEAT (Near-Earth Asteroid Tracking) System.
Wissenschaftler waren sorgfältig, die Unsicherheiten in den Berechnungen des Bogens des Asteroiden durch das All zu bemerken, die in den kommenden Jahren mit neuen Beobachtungen verfeinert werden und auch durch Überprüfung alter Photos, um zu sehen, ob das Objekt in irgendeinem von ihnen erscheint. Sie mögen auch ihre Schätzungen über die Größe des Objektes nach oben oder unten abändern, wenn sie mehr über seine Komposition lernen. Kohleschwarze Asteroiden reflektieren viel weniger Sonnenlicht für ihre Größe als steinige. Da er die Sonne umkreist, wird sich das Objekt in den nächsten Monaten außerhalb des Blickes aller außer der größten Teleskope bewegen, doch wird es wieder sichtbarer im Jahre 2000 werden. Und zu Halloween 2002 wird erwartet, daß es in 6 Millionen Meilen Abstand an der Erde vorbeisaust. Dann wird es weit in den Raum hinaus schwingen und für ein Rendezvous von unbestimmter Natur mit der Erde zurückkehren.
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